Ökologie – landwirtschaftlicher Anbau Wie schützt du die Ernte vor Schädlingen oder Pflanzenkrankheiten? D. Zauli: Eine gesunde Natur weiß sich selbst zu helfen, indem sie über die Jahre eine Selbstregulierung aufbaut und ein stabiles Ökosystem bildet, welches in der Lage ist, sich gegen Parasiten zu verteidigen. Voraussetzung hierfür ist eine entsprechende Tier- und Pflanzenvielfalt. Das lässt sich auf LaSelva eindrucksvoll am Beispiel der Blattläuse beobachten. Die Läuse können im Frühsommer bei passenden Bedingungen gewaltige Populationen auf- bauen und durch ihre Gefräßigkeit großen Schaden an- richten. Doch die Natur hält mit dem Marienkäfer und sei- nen Larven einen mächtigen Gegenspieler bereit. Indem wir die Marienkäfer fördern und vor allem keine Insek- tizide versprühen, sind die Nützlinge rechtzeitig bereit und produzieren eine Menge ihrer Larven, die mit Freude die Blattläuse verzehren. Auch Unkräuter, die zur starken Konkurrenz für die Nutzpflanzen werden können, werden durch den häufigen Schnitt der Gründüngung in ihrem Wachstum gehemmt. Zur Bekämpfung von Pilzerkran- kungen haben wir verschiedene mineralische Produkte, basierend auf Kupfer oder Schwefel, zur Verfügung. Bei anspruchsvolleren Kulturen kommen zusätzlich agrono- mische Techniken wie die „falsche Aussaat“, Abflammen, Eggen, Striegeln oder maschinelles Hacken zum Einsatz und, bei den Gemüsekulturen unerlässlich, das sehr auf- wendige Hacken per Hand. Welcher Voraussetzungen bedarf es, um solch eine ökologische Landwirtschaft betreiben zu können? D. Zauli: Eine Wirtschaftsweise mit einem geschlossenen Kreislaufprinzip erfordert ein bestimmtes Fachwissen, ausreichende Flächen und einen hohen Arbeitseinsatz. Gerade für kleine landwirtschaftliche Betriebe ist dies eine Herausforderung, da finanzielle und personelle Ka- pazitäten oftmals fehlen. Doch auch wir haben mit sieben Hektar angefangen, viel ausprobiert, Kontakte geknüpft und bei unserem Handeln immer Transparenz gezeigt, ohne Angst, kopiert zu werden. Der gemeinsame Dialog und die Unterstützung durch Experten verhalfen uns zu unserem Betrieb, wie er heute ist. In den 80er Jahren haben viele junge Menschen unsere landwirtschaftliche Region verlassen. Heute kommen sie zurück und gehen in die ökologische Landwirtschaft. Es ist uns ein wichti- ges Anliegen, den Dialog mit Universitäten, Schulen bis hin zum Kindergarten zu führen, um unser Wissen über den Lebensmittelanbau an nachfolgende Generationen zu vermitteln. versorgt. Wichtig hierbei ist eine schonende Bodenbear- beitung, welche die Böden nicht verdichtet und das na- türliche Bodenleben der Kleintiere so wenig wie möglich stört. Die Auswirkungen unserer Fruchtfolge zeigen sich am besten an den gesunden und kräftigen Gemüsepflan- zen, die frühestens nach sieben Jahren wieder auf der- selben Fläche stehen. Krankheitserreger und mögliche Schädlinge verschwinden in der Zwischenzeit, da ihre Wirtspflanze über lange Zeit nicht zur Verfügung steht. Wie steht es um das Bodenleben auf den Anbau flächen? D. Zauli: Zur Förderung der Kleinstlebewesen ergänzen wir unsere Fruchtfolge durch eine gezielte Humuswirt- schaft. Diese setzt sich aus der Gründüngung sowie Kom- post von unserem eigenen Betrieb zusammen. Unsere Kompostproduktion beträgt jährlich ca. 800 Tonnen, die aus 1/3 Erde, 1/3 Rebschnitt und organischen Abfällen sowie 1/3 Stallmist bestehen. Durch den Kompost füh- ren wir organische Stoffe auf die Anbauflächen zurück. Gleichzeitig dient der Kompost als zentraler Lebensraum für die Vielfalt an Bodenlebewesen, welche die gebun- denen Nährstoffe durch Mineralisierung für die Pflanzen verfügbar machen. Mit all diesen Maßnahmen orientieren wir uns am Vorbild der Natur und wirtschaften nach den Prinzipien eines bestmöglich geschlossenen Betriebs- kreislaufs. Alles wird auf unserem eigenen Unterneh- mensgelände erzeugt. Der Zukauf von gestatteten Dün- gemitteln erfolgt nur, wenn eine akkurate Boden analyse tatsächlich einen Mangel an notwendigen Elementen aufzeigt. Hierfür führen wir regelmäßige Bodenanalysen durch. Welche Rolle übernehmen die lokalen Rinder und Schafe von LaSelva? D. Zauli: Unsere ca. 130 Chianinarinder und 80 Schafe sind ein wichtiges Bindeglied der Kreislaufwirtschaft. Sie verwerten einerseits die angebauten Futterpflanzen und Leguminosen der Fruchtfolge, andererseits erzeugen sie organischen Dünger in Form von hochwertigem Stallmist, der für die Humuswirtschaft benötigt wird. Die Tiere le- ben in offenen, eingestreuten Laufställen mit Ausläufen und großzügigen Weideflächen. Das benötigte Futter – Weide, Heu und etwas Getreide – wird zur Gänze selbst auf dem Betrieb erzeugt. Lediglich Mineralsalze werden, wenn notwendig, hinzugekauft. Nicht selten passiert es, dass eine Kuh mit über 20 Jahren noch ein Kalb be- kommt. Dies ist für uns ein Zeichen für das Wohlbefinden der Tiere sowie für die Natürlichkeit, die uns bei unserer Arbeit umgibt. 15